Castell` in Villa – kleines Weingut in der Toskana mit seltenen Weinen und einer ungewöhnlichen Geschichte
Das italienische Weingut Castell in Villa liegt von romantischen grünen Hügeln umgeben in der typischen Landschaft der Toskana. Die Geschichte des dazugehörigen Dorfs mit seinen wenigen verstreut liegenden Häusern und einem mittelalterlichen Turm geht bis weit zurück ins 13. Jahrhundert. Heute gehört das Dorf samt Weinbau zu der Gemeinde Castelnuovo Berardenga, rund 20 Kilometer entfernt von Siena. Das Kastell wurde im Mittelalter zum Schutz des ehemaligen Stadtstaates Siena mitten ins Hügelland gebaut. Weinbau wurde hier im Schatten der Zypressen seit Jahrhunderten betrieben, und es entstanden eine Reihe von Weingütern. Das heute rund 300 Hektar umfassende Areal Castell in Villa gehörte ursprünglich nicht dazu und wurde erst verzögert 1967 in Betrieb genommen. Heute ist es wegen der hohen Qualität seiner Weine eines der bekanntesten Weingüter in diesem Anbaugebiet. Im Mutterland des Chianti Classico spielt auch hier diese bekannte toskanische Weinsorte eine tragende Rolle. Produziert werden darüber hinaus auch andere Sorten wie Vin Santo, Toscana Rosso und Rosé. Inhaberin des Weinguts ist seit mehr als 50 Jahren eine Adlige namens Prinzessin Coralia Pignatelli della Leonessa.
In den späten 60er-Jahren von einer griechischen Adligen gegründet
Die Geschichte von Castell in Villa ist höchst ungewöhnlich und nicht ganz so typisch für die Region. Denn das Territorium von Castelnuovo Berardenga war zwar seit dem Mittelalter wegen weingünstiger Böden und Klima bekannt für seine Weingüter, allerdings schon länger nicht mehr auf diesem Areal. Die grünen Hügel wurden nicht weiter genutzt, bis in den späten 60er-Jahren Prinzessin Coralia, Tochter eines griechischen Adligen, sich auf den ersten Blick in das mittelalterlich geprägte Weindörfchen mit imposantem Turm in der Mitte verliebte. Sie entschloss sich kurzerhand mit ihrem italienischen Ehemann den gesamten Komplex zu kaufen, um dort Wein herzustellen. Laut einer Anekdote soll der Vater die griechische Prinzessin verhöhnt haben, da seine Tochter angeblich weder vom Landleben noch vom Weinbau oder von der Arbeit als Winzer eine Ahnung hatte. Prinzessin Coralia und ihr inzwischen verstorbener Ehemann belehrten allen Kritikern eines Besseren und machten als neue Inhaber aus Castell in Villa eine weltweit angesehene kleine Berühmtheit in diesem Anbaugebiet. Die mittlerweile betagte Gründerin hat sich aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen und lebt heute in dem berühmten Turm mitten im Dorf.
Seltene Weine: Nur 54 Hektar Reben auf 300 Hektar Anbaufläche
Großen Wert legten die Weingutbetreiber von Anfang an auf ökologische Verträglichkeit und einen behutsamen Umgang mit der umgebenden Natur. So sind bis heute von den rund 300 Hektar Fläche nur 54 mit Weinreben und noch einmal 32 Hektar mit Blumen bepflanzt. Der Rest wird von den uralten Bäumen der Wälder aus der Region bedeckt. Erhalt der Artenvielfalt im Einklang mit der Natur und Kultivierung eines kleinen, aber feinen Bestands an Weinen sind hier wichtiger als Profit um jeden Preis. Klasse statt Masse lautet das Motto, und der Erfolg gibt den Winzern recht: Der Wein in Flaschen aus den 90er und sogar 70er-Jahren ist erstaunlich perfekt erhalten. Entsprechend schnell sind die Raritäten dieser renommierten Winzer aus der Toskana vergriffen: Die Preise für eine Flasche Wein variieren je nach Jahrgang und Sorte zwischen rund 30 und mehreren Hundert Euro. Da viele Jahrgänge infolge des begrenzten Angebots unverzüglich ausverkauft sind, steigen die Preise stetig.
Aus der urtoskanischen Rebsorte Sangiovese raren Wein der Extraklasse produzieren
Die weitaus am häufigsten von Castell in Villa angebaute Rebsorte ist Sangiovese, das „Blut Jupiters“, und für die Region charakteristisch. Auf Basis dieser Trauben produzieren die Inhaber den berühmten Chianti Classico in verschiedenen Varianten, auch als Chianti Classico Riserva. Weitere Weine dieses Weinguts sind u. a. ein Santa Croce aus Sangiovese und Cabernet Sauvignon-Trauben. Der Schwerpunkt der Winzer liegt allerdings nach wie vor auf den für dieses Anbaugebiet charakteristischen und wegen der ausgeprägt hohen Qualität sehr begehrten Chianti Classico Weinen. Die Herstellung erfolgt in Harmonie aus traditionell bewährten und technisch modernsten Kriterien. Basis bildet ein höchst sorgsamer Umgang mit den Trauben. So erfolgt die Mazeration, das behutsame Herauslösen von Gerbstoffen und Aromen aus den Beeren und Schalen der Trauben, in modernen Edelstahlbehältern, die eigentliche Reifung traditionell in Eichenfässern. Das Ergebnis sind äußerst komplexe Weine von harmonischer Qualität und Eleganz, die Castell in Villa bei anspruchsvollen Weinkennern in aller Welt so begehrt machen.