Beim anmutigen Klang des Namens “Antinori” werden Weinliebhaber hellhörig. Denn kaum eine Familie hat die italienische Weinbaugeschichte so stark geprägt wie die Adelsfamilie mit Stammsitz in Florenz. Seit mehr als sechs Jahrhunderten steht das Adelsgeschlecht für Genusstropfen von höchster Qualität.
Antinori-Weine – die Geschichte einer italienischen Legende
Die Erfolgsgeschichte der Adelsfamilie Marchese-Antinori beginnt Ende des 14. Jahrhunderts in Florenz. Impulsgeber ist Giovanni di Pietro Antinori. Der Sohn einer wohlhabenden florentiner Handelsfamilie trifft eine wegweisende Entscheidung: Er verlässt seine Heimatstadt Florenz, um im fruchtbaren Umland ein Weinbaugebiet ins Leben zu rufen – mit großem Erfolg. Bereits im 17. und 18. Jahrhundert vergrößert die Familie Antinori ihr Genussimperium. Sie erwirbt kleine Landgüter und Weinberge in der Toskana und lässt ihre Qualitätstropfen bei besten mediterranen Anbaubedingungen heranreifen.
Inzwischen darf das Florenzer Adelsgeschlecht einige der wertvollsten Weinberge und Weingüter Italiens sein Eigen nennen. Tignanello, Santa Maria und Paterno gelten als seine größten Weinperlen.
Anfang des 20. Jahrhunderts wagt sich die Antinori-Familie an neue kulinarische Kreationen heran und erfindet damit den klassischen italienischen Weinbau neu. Aus dem berühmten französischen Weinanbaugebiet Champagne importieren sie die revolutionäre Méthode traditionelle, die Italien 1908 den ersten Schaumwein beschert. Eine weitere Genussrevolution erfolgt Anfang der 1930-Jahre. Mit dem Villa Antinori, einem charakterstarken, trockenen Rotwein, gelingt ihnen ein aromatischer Geniestreich. Bis heute gilt der Chianti Classico als das Aushängeschild des Weinguts Antinori.
Seit 1968 befindet sich das Weinanbaugebiet in den Händen von Piero Antinori. Als er das geschichtsträchtige Anbaugebiet damals von seinem Vater Niccolò übernimmt, stellt er sich vor großen Herausforderungen. Erst im Jahr 1966 hatte es eine schwere Überschwemmung gegeben. Der Fluss Arno war übergetreten und hatte den westlichen Teil des Weinkellers stark in Mitleidenschaft gezogen. Unzählige kostbare Weinfässer und Anlagen fielen der Flut zum Opfer. Nicht ohne Grund hatte das Weingut mit hohen Kosten und starken Imageverlusten zu kämpfen. Doch Piero ließ sich von der Durststrecke nicht entmutigen. Er nutzte die Krise, um frischen Wind in die Traditionen des Anbaugebiets zu bringen – mit Erfolg. Sein größter Verdienst, temperaturkontrollierte Stahltanks, sind bis heute in den Weinkellern vertreten.
Heutzutage führt Piero den traditionsträchtigen Weinbau seiner Familie zusammen mit seinen drei Töchtern Allegra, Albiera und Alessia weiter. Mit vereinten Kräften leiten sie mittlerweile 14 Weingüter in Italien sowie rund 20 internationale Joint Ventures. Allesamt werden von der eindrucksvollen Zentrale in Bargino aus navigiert.
Zu dem Besitz der Familie gehören mehrere große Weingüter und Kellereien in den beliebten Weinbauregionen Piemont, Apulien, Umbrien sowie in der Toskana. Seit Kurzem ist die Antinori-Familie mit ihren Qualitätsweinen sogar in Kalifornien vertreten. Umso weniger überrascht die stolze Gesamt-Rebfläche von rund 1.200 Hektar.
Tignanello und Solaia: Zwei italienische Vorzeigeweine
Direkt am berühmten Weinberg Tignanello in Mercatale, der sanft in die Lage Solaia mündet, hat sich ein 150 Hektar großes Weinanbaugebiet niedergelassen. Auf dem großzügigen Areal entstehen zwei der edelsten Tropfen Italiens. Der erste Vorzeigewein nennt sich Tignanello. Seit 1970 setzt der Cuvée mit 80 Prozent Sangiovese und 20 Prozent Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc kulinarische Akzente.
Nur wenige Jahre später folgt ein zweiter Vorzeigewein. Der gehaltvolle Cuvée besteht zu 80 Prozent aus Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc sowie zu 20 Prozent aus Sangiovese. Herangereift ist der exklusive Tropfen in der Lage Solaia, einem Anbaugebiet, das heute für seine Spitzenweine berühmt ist, besser bekannt als “Super Tuscans”.
Kleine Anekdote: Ohne die Neugierde und Experimentierfreude von Inhaber Piero Antinori wären die beiden Weinikonen wohl nie entstanden. Denn nicht jeder Winzer traute sich, so sehr gegen das italienische Weingesetz zu verstoßen wie der visionäre Weinkenner. Sein Erfolgsgeheimnis: Für den Tignanello verzichtete er erstmals komplett auf weiße Rebsorten und fügte stattdessen Cabernet Sauvignon und Sangiovese in Barriques hinzu. Das war die Geburtsstunde einer völlig neuen Gattung von Supertoskanern.
Weinkunde für Winzer und Weinliebhaber
Das Weinimperium des Florenzer Adelsgeschlechts kommt nicht nur in den Gläsern gut an. Auch die lebhaften Weinführungen durch die italienischen Anbaugebiete erfahren großen Zuspruch. Ob eine Erkundungsreise durch den Weinkeller oder ein Spaziergang durch die Rebhänge und Weinpfade – vor eindrucksvoller Naturkulisse in der Toskana können Winzer und Weinliebhaber hautnah in sechshundert Jahre Antinori-Traditionen eintauchen.